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Die Johanniter, noch heute ein geistlicher Ritterorden mit Omnipräsenz. Von Petra Fritz

Nicht erst am Johannistag, dem Geburtstag von Johannes dem Täufer am 24. Juni, sondern schon am Sonntag, den 16. Juni um 10.00 zogen gut 40 Ritter der Nächstenliebe im feierlichen Ornat in die Gedächtniskirche zu Speyer ein; nach 2011 und 2014 bereits zum dritten Mal.

Eine Abordnung der Johanniter (mit vollem Namen Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens Sankt Johannis vom Spital zu Jerusalem) aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland feierte einen würdevollen Gottesdienst. D.h. sie wehten in ihren schwarzen Ornaten mit dem schlichten weißen Maltester Kreuz regelrecht herein. Mäntel mit viel Geschichte, so viel lebendige Tradition sieht man heute eher selten. Ob symbolisch oder auch aus Sicherheitsgründen, fuhr pünktlich auch noch ein Rettungswagen der Johanniter-Unfallhilfe (gegr. 1952) vor, jene Dienstleistung, wofür die Johanniter in erster Linie bekannt sind.

Der Orden ging aus einem 1048 erstmals erwähnten Pilgerspital, dem Muristan hervor, das von Kaufleuten aus Amalfi/ Italien bereits lange vor dem ersten Kreuzzug gestiftet worden war. Dieses war Johannes dem Täufer geweiht, wovon sich der Name Johanniter ableitet. Die Johanniter und ihr katholischer Bruderorden, die Malteser, feierten im Jahr 1999 ihr 900-jähriges Bestehen.

Was vereint, was unterscheidet Johanniter und Malteser?

Obwohl Johanniter (Protestanten) und Malteser (Katholiken) einen gemeinsamen Ursprung haben, feiern sie die Festgottesdienste in den Regel getrennt. Über viele Jahrhunderte pflegten sie im Heiligen Land gemeinsam Kranke und kämpften gegen die Muslime. Nachdem diese Jerusalem eingenommen hatten, zogen sie sich erst nach Zypern, dann nach Rhodos und seit 1530 schließlich nach Malta zurück. Kaiser Karl V. übertrug ihnen die Insel als Lehen. Malta ist bis heute der Ordenssitz der Maltester; den sog. Großmeister-Palast in Valletta kann man teilweise besichtigen. Seit der Reformation gehen die katholisch gebliebenen Malteser und die evangelischen Johanniter getrennte Wege. Geblieben ist der gemeinsame Auftrag: Gutes tun und Gott loben: „Du sollst Gott von ganzem Herzen lieben und Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst“. Gemäß dem Glaubensbekenntnis und Motto der Johanniter werde Johannes der Täufer auch gerne mit ausgestrecktem Zeigefinger dargestellt. Ihm nachzufolgen bedeute also, auf Jesus Christus und die Macht der Liebe zu verweisen.

Die Besinnung auf die Grundlagen des christlichen Glaubens, das Bekenntnis zu Gott, dem Vater Jesu Christi und die aktive Mitarbeit in der Kirche gehören zu den wesentlichen Voraussetzungen einer erfolgreichen Ordensarbeit, Spiritualität und Hospitalität bilden dabei eine einheitliche Grundlage. Das achtspitzige Kreuz als Zeichen des Ordens weist auf die acht Seligpreisungen der Bergpredigt Jesu hin. Der Johanniter lässt sich von dem biblischen Satz aus dem Epheserbrief ermutigen: „Vor allen Dingen aber ergreifet den Schild des Glaubens, mit welchem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösen.“

So folgten die Ritter den örtlichen Kirchenwürdenträgern gemäß Aufstellung durch ihren „Kommandanten“ in die beeindruckende Gedächtniskirche. Unter den Capes konnte man sogar Uniformen von militärischen Vertretern erkennen, die rote (Feldjäger) und grüne Barette (Infanterie) und eine weiß-blaue Marineuniform trugen.

Wie wird man Ritter bei den Johannitern?

Man wird nicht klassisch zum Ritter geschlagen und kann sich auch nicht bewerben. Wenn man in den Johanniterorden aufgenommen werden will, muss man von einem Ordensmitglied angesprochen werden. Die Mitglieder werden auf Vorschlag des Präsidiums vom Herrenmeister des Johanniterordens ernannt und abberufen. Sie müssen bereit sein, die Aktivitäten und Einrichtungen im heiligen Land in besonderer Weise zu fördern. Das Mindestalter für eine Aufnahme in den Orden beträgt 25 Jahre.

Aus Liebe zum Leben

Die Johanniter-Unfallhilfe ist eines von mehreren Werken in Trägerschaft des Ordens, die soziale Arbeit leisten. Die JUH ist ferner ein Fachverband des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und als freiwillige Hilfsgesellschaft im Sinne des 1. Genfer Abkommens (Art. 26) vom 12. August 1949 anerkannt.

Allen gemeinsam, katholischen wie evangelischen Johanniter- bzw. Malteserwerken, ist das Symbol: das weiße Kreuz mit acht Spitzen auf rotem oder schwarzem Grund. Die Johanniter engagieren sich neben dem Rettungs- und Sanitätsdienst auch im Katastrophenschutz, der Betreuung und Pflege von älteren, kranken und geflüchteten Menschen, Fahrdiensten für Menschen mit eingeschränkter Mobilität, Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Hospizarbeit und anderen Hilfeleistungen im karitativen Sinne. Grundsätzlich kann jeder bei den Johannitern Mitglied werden. Die 12.- Euro Jahresbeitrag kommen vorrangig der internen Jugendhilfe zugute. Die einzelnen Landesverbände bzw. Gesellschafter sind in Genossenschaften organisiert; insgesamt verzeichnen die Johanniter in Deutschland ca. 30.000 Beschäftigte.

Einzug der Ordens-Ritter in die Gedächtniskirche

Nach dem Einzug der Ritter bei voll tönenden Glockengeläut ging es ebenso feierlich weiter. Nach kurzen Ansprachen der Pfarrer Eicher und Jäckle sowie einer informativen Eröffnungsrede des „Johanniter-Kommandanten“ zu Ursprung, Auftrag und Tagewerk des Ordens, zog der Organist alle Register. Die Fürbitten und weiteres Liedgut wurden durch eine professionelle Stimme von der Orgelbalustrade herab ergänzt und der Gottesdienst wurde mit viel Gespür für die Liturgie eines besonderen Tages abgehalten. Als dann noch einzelne Sonnenstrahlen durch die riesigen Buntglasfenster fielen, machte sich Ehrfurcht und Ergriffenheit breit. Die Gedächtniskirche in Speyer ist in der Tat ein stattliches Bauwerk (erbaut 1893-1904), das sich m.E. selbst hinter Westminster Abbey nicht verstecken muss. Sie ist geradezu ein neugotisches Juwel mit dem höchsten Kirchturm der Pfalz (fast 100 m hoch). Vor Jahren habe ich anlässlich einer Generalsanierung ein Fragment einer Steinrosette ersteigern können.

Wie auch immer. Die stete Rückbesinnung auf den geistlichen wie weltlichen Auftrag seiner Mitglieder hat dem Orden seine Strahlkraft erhalten. Daher formuliert die Ordensregel: „Der Johanniter lässt sich rufen, wo die Not des Nächsten auf seine tätige Liebe und der Unglaube der Angefochtenen auf das Zeugnis seines Glaubens warten.“

Heute noch existierende bekannte Ritterorden sind z.B. der

Hosenbandorden, gegründet 1348 vom englischen König Eduard III.
Orden vom Goldenen Vlies, gegründet 1430 vom burgundischen Herzog Philipp dem Guten

Die Gedächtniskirche in Speyer ist wahrlich mehr, als ein Ort zum Innehalten und ein beeindruckendes Bauwerk. Von meiner Wohnung aus kann ich ihren Turm täglich sehen und ihr Glockenspiel, die Big-Ben-Melodie, schlagen hören. Neben den Gottesdiensten finden hier ab und an auch kulturelle Veranstaltungen zu moderaten Preisen statt. Ich erinnere mich gerne an ein
Jazz-Silvester-Konzert, das Schauspiel „Ich, Judas“ mit Ben Becker oder die Weihnachtsgeschichte „uff Pälzisch“. Der Festgottesdienst der Johanniter war ohne Frage ein weiteres Highlight.

Anmerkung: Fotos und Collagen von PFritz, teils mittels „Pho.to Editor“, Fremdmaterial (Bild/ Ton) ist entsprechend gekennzeichnet.

Petra Fritz

Die Autorin ist von Beruf Dipl-Kfm (Uni Mannheim), Jahrgang 1960, verheiratet, wohnhaft in Speyer und Locarno. Sie war 4 Jahre Personalleiterin bei den US-Streitkräften (AAFES) in Stuttgart und Heidelberg und in Folge 12 Jahre im Pharma-Management von BASF (Auslandsvertrieb) tätig, davon 18 Monate bei der Tochtergesellschaft Quimica Knoll in Mexico.

Von 2002 bis 2022 war Petra Fritz selbständige rechtliche Berufsbetreuerin (Vormund) und Verfahrenspflegerin für verschiedene Amtsgerichte in der Vorderpfalz. Seitdem widmet sie sich verstärkt ihrer Coaching- und Autorentätigkeit.

Privat war Petra Fritz Leistungssportlerin im Eis- und Rollkunstlauf (u.a. Teilnehmerin bei der Profi-WM 1978 und Top 10 1979), später 14 Jahre lang Vize-Präsidentin des Rheinland-pfälzischen Eis- und Rollsportverbandes sowie Repräsentantin „Frau im Sport“. Heute ist sie in der Freizeit gerne auf dem Wasser und auf Ski unterwegs. Ansonsten agiert sie seit 2012 auch als semi-professional Bestager-Model, Darstellerin, Moderatorin und Bloggerin für „Topagemodel.de“.

Petra Fritz hat das Buch „Mittendrin statt nur dabei“ veröffentlicht.

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