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Filmtipp: The Zone of Interest
Wie ist es nur möglich? Der Film lässt den Betrachter sprachlos und ratlos zurück. Die Abgründe der menschlichen Seele sind wohl doch zu tief. Dennoch sollte diesen Film jeder sehen, vor allem junge Menschen.
Der Mann war gescheitert, ein verurteilter Mörder. Die Frau war Mitglied im Bund der Artamanen, wo sie nicht nur Heinrich Himmler kennenlernte, sondern eben auch ihren Mann. Rudolf Höß machte nach seiner Haftentlassung in der NSDAP eine kleine Karriere. Er arbeitete sich in den Konzentrationslagern Dachau und Sachsenhausen hoch, wurde von seinen Vorgesetzten hervorragend beurteilt. Er befolgte Befehle gewissenhaft, ohne sie zu hinterfragen. Seit Mai 1940 war Höß Lagerkommandant im KZ Auschwitz. Am 1. März 1941 erhielt Höß vom Reichsführer-SS Heinrich Himmler den Auftrag zum Aufbau des KZ Auschwitz-Birkenau als Vernichtungslager. Im Sommer 1941 wurde Höß noch einmal zu Himmler nach Berlin befohlen. Dieser erklärte ihm, dass der Führer die „Endlösung der Judenfrage“ befohlen und er – Höß – diese Aufgabe auszuführen habe.
Im Lager Auschwitz wurden nach Angaben von Höß im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess 140.000 Menschen eingesperrt und als Arbeitskräfte im Auftrag des Wirtschafts-Verwaltungshauptamt der SS unter Oswald Pohl ausgebeutet. In den Gaskammern des Vernichtungslagers wurden 1,1 bis 1,5 Millionen Menschen industriell ermordet. Adolf Eichmann, Leiter des Referats IV B 4 (Judenangelegenheiten, Räumungsangelegenheiten, Einziehung volks- und staatsfeindlichen Vermögens und Aberkennung der deutschen Reichsangehörigkeit) im Amt IV (Gegnerbekämpfung – Gestapo) beim Reichssicherheitshauptamt (RSHA), behauptete, er hätte den Transport von 2,5 Millionen Juden nach Auschwitz organisiert. Die wirkliche Opferzahl konnte nicht ermittelt werden.
Rudolf und Hedwig Höß lebten mit ihren fünf Kindern bis Ende 1943, als Höß befördert und nach Berlin versetzt wurde, in einer Villa direkt am Rand des Vernichtungslagers. Sie pflegten ein bürgerliches Idyll mit Köchen, Gärtnern, Schneidern. Der besondere Stolz von Hedwig Höß, der „Königin von Auschwitz“, war ihr „Paradiesgarten“, in dem es sogar einen Pool gab. Als Höß versetzt wurde, wollte seine Frau ihr privilegiertes Leben nicht aufgeben und brachte ihren Mann dazu dafür zu sorgen, dass sie und die Kinder weiter in der Auschwitz-Villa mit den Bediensteten leben durften. Dafür sollte Höß Himmler, Bormann und sogar Adolf Hitler einschalten – verlangte Hedwig Höß.
Der Film zeigt eindringlich die seelische Unberührtheit des Lebens der Höß-Familie im Schatten der Mauer des Grauens. Die Realitäts-Verdrängung als Selbstschutz für ein Leben in Saus und Braus, während auf der anderen Seite der Mauer stündlich 2.000 Menschen vergast und in den Muffelöfen der Erfurter Firma Topf verbrannt wurden. Anscheinend ist die Mauer das Symbol deutscher Bau-Kunst.
Details zum Film, der aktuell in den Kinos läuft:
Darsteller: Sandra Hüller, Christian Friedel
Drehbuch und Regie: Jonathan Glazer
Nach dem Buch des verstorbenen Autoren Martin Amis.
Für die Oscarverleihung am 10. März 2024 ist „The Zone of Interest“ für fünf Academy Awards nominiert, darunter beste Regie und bester Film.