Der Kommentar am Sonntag in DNEWS24.
O’zapft is! – Hotspot der Möchtegerns und Spesenritter. Gedankenmacher in DNEWS24
Das größte „Volksfest“ der Welt – das Oktoberfest in München – schließt das Volk aus.
Die Dirndl gestrafft, in die Lederhosen gezwängt – es geht wieder los. Das größte Volksfest der Welt mit 6 Millionen Besuchern in zwei Wochen startet am kommenden Wochenende in der bayerischen Landeshauptstadt München. Neben hunderten Bierleichen werden wieder viele Menschen – nicht nur aus Bayern – singen und schunkeln. Boulevardzeitungen von Abendzeitung über Bild bis TZ berichten wieder täglich mit vielen bunten Fotos garniert. Die S-Bahnen und Regionalzüge werden überfüllt sein, schon morgens wird das Wegbier geschlürft und vor allem am Abend ist die Fahrt weg von der Theresienwiese für die, die nicht bierselig sind, kein Vergnügen.
Kein Vergnügen ist das Oktoberfest auch für diejenigen, die ohne A-B-C-Promistatus sind, nicht eingeladen wurden oder die – zum Teil – horrenden Kosten nicht als Spesenrechnung über ihre Firma abrechnen können. So kostet die Maß Bier 2024 ab 14,90 Euro. Das halbe Hendl kostet 16,70 – ohne Beilagen. Eine halbe Schweinshaxe ist für 23,60 Euro zu haben. Die vegane Currywurst schlägt mit 18,80 Euro zu Buche. Ein 1.100 Gramm schweres Tomahawk-Steak, das für vier Personen reichen soll, kostet satte 169 Euro. Im Käfer-Promizelt wird für eine Portion Kaiserschmarrn 21,50 Euro verlangt – pro Person. Eine Tour in einem der zahlreichen Fahrgeschäfte reißt ebenfalls ein tiefes Loch in die Geldbörse – die Preise liegen zwischen 4,00 und 12,00 Euro pro Fahrt.
Wer das offenkundige Elend am Hauptbahnhof in München ignorieren und die horrenden Kosten auf der Wiesn bezahlen kann, soll feiern. Familien, altersarme Rentner, Menschen, die mit Sorge auf den Krieg in Europa blicken, werden nicht Bier trinken und auf Bierbänken schwankend Gassenhauer grölen.
Jeder soll für sich selbst entscheiden, was eine zweiwöchige Bierorgie über den Zustand unserer Gesellschaft aussagt.
Na dann Prost!
Bild: München Tourismus Christian Kasper, freepic © DNEWS24
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Der Autor
Uwe-Matthias Müller ist Gründer und Vorstand des Bundesverband Initiative 50Plus Europa.
Bis 1996 hat er mit seiner Frau und den beiden Töchtern in (West-)Berlin gelebt. Nach zwei Jahren im Ausland lebt er heute in Bayern.
Uwe-Matthias Müller kommt viel und gern nach Berlin. „Als Berliner auf Zeit geniesst man nur die Vorteile der Hauptstadt und kann die vielen Unzulänglichkeiten, unter denen die Bewohner täglich leiden, einfach ignorieren.“
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