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Warum die Bauern-Proteste demokratisch sind

Bauern sind Menschen, die ihr Land und ihren Beruf als Heimat begreifen. Sie kämpfen um ihre Existenz, nicht um Subventionen. Ein Kommentar von Sascha Rauschenberger.

Gestern wurde Deutschland flächendeckend lahmgelegt. Von den Bauern, Spediteuren, Handwerkern und allen, die sich dem vordergründigen Aufruf zur Rücknahme der Beschlüsse zur Landwirtschaft angeschlossen haben. Doch es geht tiefer. Viel tiefer.

Viele von uns wollen das, was die Bauern schon haben. Einen grünen Fleck, wo sie selbst etwas anpflanzen, aufziehen und ernten wollen. Schrebergartenromantik wird mitunter davon getrieben. Da weiß man, was man hat, denn man hat es selbst wachsen lassen. Das befriedigt auch ein Stück weit. Etwas mit eigenen Händen geschaffen zu haben. Das ist der Traum vieler kleiner Angestellte und Arbeiter, die den Ausgleich sucht.

Andere Bürger versuchen Großstädte in Wohngärten zu verwandeln und schwadronieren dabei von einer Idylle a la „Walden“. Einer grünen Oase in der Stadt, wo nur noch Fahrräder fahren, die Luft besser ist und Straßen mit Blumenkübeln unpassierbar werden. – Aber bitte mit Lieferdiensten, Aldi um die Ecke und Busanschluss. Das ist die grünrote Schickeria der großurbanen Quartiere in Berlin-Mitte, München, Köln und Hamburg, die sich gern von allem abschotten, was die Realität so an Prämissen für sie bereit hält.

Und dann gibt es da die Leute, die auf dem Land groß werden, von Kindheit an mit Vieh, Saatgut und Ernten aufwachsen, alles selbst anbauen können und eher fragend schauen, wie man so blöd sein kann Milchprodukte in Plastik eingeschweißt oder eingetütet zu kaufen. Wo man Urlaub nicht in Wochen rechnet sondern mitunter in Stunden. Wo die Arbeit nicht damit aufhört den Rechner auszumachen, sondern alles für den nächsten Tag vorzubereiten, was mitunter auch noch Stunden dauern kann.

Dort, wo trotz Erschöpfung immer erst noch das Vieh versorgt werden muss und wird, bevor man die Füße hochlegen kann. Wo der Tag um 04.00 Uhr anfängt und in der Erntezeit eigentlich gar nicht aufhört. Wo sich Urlaub als die Zeit definiert, wo man jahreszeitbedingt ggf. nicht alles hegen und pflegen muss.

Diese komischen Gestalten heißen Landwirte, fahren GPS-gestützte und damit optimierte Hochleistungsmaschinen und verdienen auf eigenes Risiko im Schnitt zwischen 41.000 und 56.000 Euro im 24/365-Job pro Jahr.

Das lassen wir nun mal sacken.

Und nun denken wir mal an diese „Influencerin“, die auf einer Fachhochschule irgendwas mit Medien studiert hat und im ersten Job (8h und fünf Tage die Woche mit 30 Tagen bezahlten Urlaub im Jahr!! ) nur 38.000 Euro verdient und rumheult, dass das weder zum Leben reicht noch angemessene Freizeit ermöglicht…

Auch hier denken wir wieder nach…

Komischerweise sind es genau DIESE Leute, die unseren Bauern mit Futterneid begegnen. Man erwartet seine Nahrungsmittel lupenrein, nachverfolgbar, zertifiziert und dann schadstofffrei in Folie verschweißt auf Abruf(!) jederzeit und überall für sich verfügbar – natürlich alles immer auch ganzjährig zu haben. Man begrünt so lange Straßen, bis nichts mehr geht und fährt und kritisiert dann die, die nichts mehr anliefern können.

Der Dreck, die Erde, der Mutterboden ist die Ressource der Landwirte, mit der sie arbeiten. Nicht mal eben, auch nicht erst seit gestern, sondern zum Teil seit Jahrhunderten. Von Generation zu Generation. Zahlen an Giebeln von Bauernhäusern geben die Jahreszahl des Richtfestes an. Und da wo 1524 steht, da stand dieser Hof schon zu dem Zeitpunkt, als schon einmal die Bauern genug hatten und den Aufstand probten. Vor 500 Jahren traf eine besserwisserische Obrigkeit ohne Einsicht auf Bodenständigkeit und dem Wunsch sich zu wehren.

Warum wehrt sich der Bauer denn, wenn er für so viel Arbeit so wenig bekommt? Weil es seine Erde ist. Sein Grund. Sein Leben… Und so, wie er sein Leben leben möchte, so gestaltet er sein Land. Er lebt mit dem Land. Seiner Saat, seinem Vieh und den von ihm geschaffenen Produkten. Als Erbe seiner Vorfahren in direkter Linie, im Familienbetrieb.

Denn da, wo heute Ackerfläche ist, war immer schon Acker- oder Weidefläche nachdem man sie dem Wald oder Sumpf abgerungen hatte. Ein Bauernhof ist kein beliebiges Betriebsgebäude, wo alle 30 Jahre mal was anderes werkelt. Brauerei, Werkhalle, Restaurant und dann ein hippes Wohnquartier der Gründerzeit. Ein Hof bleibt über Jahrhunderte ein… Hof.

Dieses Erbe prägt den Menschen, den Bauern. Landwirt zu sein ist heute ein inzwischen hochgradig technischer Beruf, der ohne IT gar nicht mehr auskommt. Was diese Menschen wollen ist eine verlässliche Planungsgrundlage für ihre Arbeit. Diese Verlässlichkeit, die Verbraucher von bäuerlichen Produkten in Qualität und Quantität selbstverständlich erwarten, wird ihnen selbst nicht gegönnt.

Landwirtschaft ist ein Wirtschaftssektor, der Müller, Landwirtschaftsmechaniker, Genossenschaften, Molkereien, Fleischereien, Schlachthöfe, Großmärkte und Händler einschließt. Der Verlust der Landwirtschaft trifft UNS, denn wenn hier nicht mehr produziert wird, muss das Essen woanders herkommen. Nicht unbedingt aus dem Ausland, vielleicht aber daher, wo auch jetzt schon recht viele Lebensmittel herkommen: aus der indstriellen Fertigung. Zusammengerührt, eingefärbt und massenproduziert. Für jede Geschmacksrichtung.

Wenn wir also gute, gesunde und nachhaltige Nahrung wollen, dann sollten wir zusehen, dass wir Bauern die Chance bewahren, ihr Leben so zu leben, dass wir am Ende ALLE gewinnen.

Beruf kommt von Berufung. Wer diese Bauern sieht, wie sie mit Stolz ihren Trecker fahren und ihrem schweren Tagewerk nachgehen, der muss zugeben, dass diese Art zu leben, diese Arbeit unterstützt werden muss. Nicht nur für die Bauern, aber gerade auch für die Natur, die Landschaft und für uns!

In der Landwirtschaft sind 36 % aller Erwerbstätigen älter als 55 Jahre. Der Bauernstand, die kleinen und mittelständischen Familienbetriebe, haben ein massives Nachfolge-Problem.

Wir brauchen unsere Bauern.

Übrigens: die von der Ampelregierung beschlossenen höheren Belastungen werden vom zuständigen Agrarminister Cem Özdemir für falsch gehalten. Die Ministerpräsidenten von Niedersachsen, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und dem Saarland stellen sich gegen die Maßnahmen der Ampelregierung.

P.S. Ich schrieb 2019 einmal etwas zum Recht der Deutschen auf Widerstand. Der Beitrag hat an Aktualität nichts eingebüßt: Die Deutschen und ihr RECHT auf Widerstand – ein Überblick – Demografie – Wir informieren, Sie entscheiden! (dnews24.de).

Sascha Rauschenberger, geboren 1966 in Wattenscheid, ging nach dem Abitur zur Bundeswehr, wo er als Panzeraufklärer und Nachrichtenoffizier Dienst tat. Er diente, unter anderem als Reservist, in vier Auslandseinsätzen, zuletzt als Militärberater in Afghanistan.

Seit 2000 ist er als Unternehmensberater im Bereich Projektmanagement und Arbeitsorganisation (Future Work) tätig.

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Der Beitrag Warum die Bauern-Proteste demokratisch sind erschien zuerst auf Demografie – Wir informieren, Sie entscheiden!.

2 Antworten

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