Der Kommentar am Sonntag in DNEWS24.

Wenn aus dem Versuchskaninchen ein Wähler wird. Gedankenmacher in DNEWS24

Desaströses Wahlergebnis, Analyse, Demut und Umkehr – das passt bei den Grünen nicht zusammen.

Die Grünen haben bei der Europawahl am 9. Juni 2024 fast jeden zweiten Wähler verloren. Die Umfragen zur Sonntagsfrage in Deutschland sehen auf Bundesebene ähnlich vernichtend aus. Katastrophal sind die Prognosen für die Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Für einen mit sich und seiner politischen Haltung ringenden Menschen wäre das ein klares Signal, dass sich etwas ändern muss. Vorzugsweise die Politik, wenigstens das Narrativ der eigenen Politik.

Weit gefehlt. Unverdrossen setzen die Grünen ihre moralbetonte Besserwisser-Politik fort. Mehr noch: Terry Reintke, die Spitzenkandidatin der Grünen auf EU-Ebene – und Medien-Liebling – fordert dies und fordert jenes. Nicht von den eigenen Parteifreunden*innen (ist das so gender-korrekt?), nein nur von den anderen Parteien. Sie –  und viele andere Grünen-Funktionäre – interessieren sich offenkundig nicht für die Stimmung im Land, nicht für die Sorgen und Nöte der Bürger, die nicht Stammwähler der Grünen sind.

Der Ober-Co-Voritzende der Grünen und Möchte-Gern-Kanzlerkandidat Robert Habeck, hat es auf den Punkt gebracht:

„Die Debatte um das Gebäudeenergiegesetz, also wie heizen wir in Zukunft, war ja ehrlicherweise auch ein Test, wie weit die Gesellschaft bereit ist, Klimaschutz – wenn er konkret wird – zu tragen. Und ich bin zu weit gegangen.“

Robert Habeck

Inzwischen lässt der Buch-Autor, Philosoph, Parteivorsitzende und Bundesminister mitteilen, seine Aussage in einem Bürgergespräch anlässlich des 75. Jahrestages des Grundgesetzes hätte er nicht so gemeint.

Ganz so wie seine Parteifreundin und ebenfalls Co-Vorsitzende der Grünen, die Bundesaußenministerin Annalena Baerbock:

„Ja, wir müssen mehr tun, denn wir kämpfen einen Krieg gegen Russland.“

Annalena Baerbock

Inzwischen lässt auch die deutsche Chef-Diplomatin wissen, sie hätte es nicht so gemeint. Wie gut, dass der Kreml-Tyrann offenbar Frau Baerbock nicht wirklich ernst nimmt. Anderenfalls hätte Putin auf die vermeintliche Kriegserklärung ja auch mit einem (atomaren) Erstschlag reagieren können.

Unnötig zu erwähnen, dass auch Frau Baerbock Kanzlerkandidatin der Grünen werden will.

Auf (Wahl-)Bürger, die nicht zur hartgesottenen Stammwählerschaft der Grünen zählen, wirken derartige Handlungen und Äußerungen abschreckend.

Bei einer Armutsgefährdungsquote von 20,9 Prozent und Renten, die oft 1.000 Euro im Monat nicht übersteigen, ist für viele Bürger in Deutschland nicht die Frage, was kostet die Rettung der Welt?, sondern die Existenz-Frage ist, wie komme ich bis zum Monatsende?

Dass die Grünen auf diese Frage für die 17 Millionen Deutschen, die von Armut existenziell bedroht sind, keine Antwort finden, sondern die Bürger als Versuchskaninchen missbrauchen und eben mal so Russland den Krieg erklären, ist nicht akzeptabel. Es ist aber ehrlich, zeigt es doch die ganze eingebildete Überlegenheit, derer sich die Grünen dünken.

Merke: nicht die Quantität der Kanzlerkandidaten ist entscheiden, die Qualität macht den Unterschied.

Die Grünen warben im Europa-Wahlkampf mit dem Slogan: „Machen, was zählt“. Sie brauchen nur dieser fundamentalen Erkenntnis zu folgen, dann kommen die enttäuschten Wähler auch wieder zurück.

Bild:  unsplash, DNEWS24

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Der Autor

Uwe-Matthias Müller ist Gründer und Vorstand des Bundesverband Initiative 50Plus, des Bundesverband Initiative 50Plus Austria und Sprecher des European Center of Competence for Demography.

Bis 1996 hat er mit seiner Frau und den beiden Töchtern in (West-)Berlin gelebt. Nach zwei Jahren im Ausland lebt er heute in Bayern.

Uwe-Matthias Müller kommt viel und gern nach Berlin. „Als Berliner auf Zeit geniesst man nur die Vorteile der Hauptstadt und kann die vielen Unzulänglichkeiten, unter denen die Bewohner täglich leiden, einfach ignorieren.“

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